Kind balanciert barfuss durch einen Parcours aus Spielplatzgeraeten in einem Therapie- oder Foerderraum zur motorischen Entwicklung
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Wenn Spiel zur Therapie wird: Spaß mit Wirkung

Kinder spielen nicht einfach. Sie verarbeiten. Sie lernen. Sie wachsen. Immer mehr Experten erkennen, dass freies Spiel mehr kann als unterhalten. Es kann gezielt heilen. In der Pädagogik und Therapie nimmt das Spiel längst eine zentrale Rolle ein – ob bei Entwicklungsverzögerungen, motorischen Einschränkungen oder sozialem Rückzug. Spielplatzgeräte sind dabei mehr als nur buntes Beiwerk – sie werden zu Werkzeugen der Veränderung.


Was passiert, wenn Kinder „nur“ spielen?

Für Erwachsene sieht es oft banal aus: ein Kind schaukelt, rutscht, buddelt. In Wahrheit läuft im Kopf und Körper dabei Hochbetrieb. Schaukeln fördert den Gleichgewichtssinn, Rutschen stärkt die Körperkoordination, Klettern trainiert Konzentration und Muskeln gleichzeitig. Das Spiel vernetzt Sinne, Motorik und Emotionen – genau dort, wo viele Therapien ansetzen.

Immer mehr Einrichtungen für Frühförderung, Ergotherapie oder Inklusion integrieren daher gezielt Spielbereiche. Nicht, weil Kinder beschäftigt werden sollen, sondern weil Spiel die Sprache ist, die sie verstehen. Wer spielt, zeigt seine Bedürfnisse ohne Worte – und lässt sich therapeutisch genau dort abholen.

Wie Spieltherapie gezielt eingesetzt wird

Im Unterschied zum „freien Spiel“ steht bei der therapeutischen Nutzung eine bestimmte Wirkung im Vordergrund. Ein Kind mit sensorischer Reizüberflutung übt sich durch kontrollierte Bewegungsspiele in Reizsteuerung. Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten lernen durch kooperative Spielaktionen Empathie, Regeln und Impulskontrolle. Und Kinder mit Entwicklungsverzögerung werden durch gezielte motorische Reize stimuliert.

Therapeutisches Spiel folgt einem Plan – bleibt aber für das Kind Spiel. Die Gestaltung des Spielraums und der Spielplatzgeräte ist dabei entscheidend. Strukturiert, sicher, anregend – aber niemals überfordernd. Die besten Spielgeräte ermöglichen mehrere Spielvarianten, laden zur Wiederholung ein und fördern unterschiedliche Sinne gleichzeitig.

Ein Beispiel aus der Praxis: Spezialisierte Anbieter wie Spielplatzgeräte von freisport.de entwickeln modulare Elemente, die Bewegungsförderung, sensorische Reize und kooperatives Spiel kombinieren – und das alles unter freiem Himmel.

Handwerker montiert gruenes Spielplatzgeraet auf einem Holzspielplatz fuer Kinder mit Fokus auf Sicherheit und Langlebigkeit

Was Kinder tun – und was es in der Therapie bewirkt

✅ Verhalten im Spiel🎯 Therapeutischer Nutzen
Schaukeln vor und zurückStärkt den Gleichgewichtssinn und die Selbstwahrnehmung
Rutschen in der GruppeFördert Mut, Impulskontrolle und soziales Warten
Barfuß auf Sand oder Gras laufenTrainiert die Sensorik und Erdung – wichtig bei Reizfilterschwäche
Balancieren auf einem BalkenVerbessert Körperkoordination, Konzentration und Frustrationstoleranz
Rollenspiele mit anderen KindernEntwickelt Empathie, Konfliktlösung und sprachlichen Ausdruck
Klettern an schrägen Flächen oder NetzenFördert motorische Planung und Kraftdosierung – wichtig bei Dyspraxie
Tunnel kriechen oder sich versteckenHilft bei der Raumorientierung und Abgrenzung eigener Körpergrenzen
Gemeinsames Bauen mit NaturmaterialienStärkt Teamfähigkeit und kreatives Problemlösen

Welche Kinder profitieren besonders?

Spieltherapie ist kein „letzter Ausweg“ – sie kann präventiv wirken oder punktuell unterstützen. Besonders hilfreich ist sie bei:

  • Autismus-Spektrum-Störungen

  • AD(H)S

  • Entwicklungsverzögerungen

  • Sozialer Rückzug oder Verhaltensauffälligkeiten

  • Psychosomatischen Beschwerden (z. B. Bauchschmerzen ohne organischen Befund)

  • Traumatischen Erfahrungen (z. B. Trennung, Flucht, Verlust)

Wichtig ist nicht die Diagnose, sondern die Frage: Was braucht das Kind, um sich selbstwirksam zu erleben? Spiel ist dafür der direkteste Weg.

Wer das Spiel gezielt begleiten sollte

Professionelle Spieltherapie erfordert eine klare Struktur – und geschultes Personal. In Kitas, Fördereinrichtungen oder der Ergotherapie übernehmen Fachkräfte diese Rolle. Aber auch Eltern können im Alltag wertvolle Impulse setzen. Entscheidend ist das Beobachten, nicht das Eingreifen. Wer das Spiel versteht, erkennt viel früher, wo ein Kind Unterstützung braucht – und wo es sich selbst hilft.

Warum Bewegung draußen besonders wirksam ist

Therapie im Freien hat einen entscheidenden Vorteil: Sie fühlt sich nicht nach Therapie an. Die frische Luft, das natürliche Licht, der Platz zum Rennen, Rufen und Toben – all das senkt die Hemmschwelle. Außerdem ist draußen mehr möglich: grobmotorisches Training, Gleichgewicht, Raumorientierung – alles Dinge, die in Innenräumen oft zu kurz kommen.

Viele Fachkräfte berichten, dass gerade zurückhaltende oder überreizte Kinder im Außenbereich plötzlich aufblühen. Das liegt nicht nur am Wetter – sondern an der Spielform, die Freiheit ermöglicht.

Kinder spielen auf einem bunten Spielplatz mit modernen Spielplatzgeraeten im Freien und trainieren dabei Motorik und Sozialverhalten

Neue Chancen für die inklusive Bildung

Wenn Spielplatzgeräte therapeutisch gedacht werden, profitieren auch inklusive Konzepte. Barrierearme Gestaltung, verschiedene Schwierigkeitsgrade, soziale Anreize – all das fördert das gemeinsame Spiel von Kindern mit und ohne Einschränkungen. Das stärkt nicht nur die individuelle Entwicklung, sondern auch das soziale Miteinander.


Interview mit Spielpädagogin Lena Busch

„Spiel ist kein Luxus – es ist eine Überlebensstrategie“

Frau Busch, viele Eltern sehen Spiel als Freizeitbeschäftigung. Warum ist Spielen aus Ihrer Sicht so viel mehr?

Lena Busch: Weil Kinder über das Spiel die Welt begreifen. Spiel ist der erste Weg, wie sie lernen, was ihr Körper kann, wie andere ticken, wie Dinge zusammenhängen. Es ist ihre wichtigste Sprache – gerade, wenn ihnen Worte fehlen oder sie mit Stress kämpfen. Wer Kindern Spielräume nimmt, nimmt ihnen Entwicklungsräume.

Inwiefern kann freies Spiel therapeutisch wirken?

Busch: Therapeutisch heißt für mich nicht: streng oder medizinisch. Es geht darum, gezielt Räume zu schaffen, in denen Kinder ihre inneren Themen im Außen verhandeln können – ohne dass man sie analysiert. Ein Kind, das immer wieder balanciert, sucht vielleicht innerlich Stabilität. Eins, das gerne Rollenspiele macht, verarbeitet möglicherweise Beziehungserfahrungen. Wenn wir das erkennen, können wir gezielt Angebote machen, die weiterhelfen – und zwar spielerisch.

Gibt es Spielgeräte, die sich besonders gut für diese Art von Begleitung eignen?

Busch: Ja – und vor allem solche, die nicht „bespielen“, sondern zum eigenen Handeln einladen. Ich mag modulare, offene Elemente, bei denen Kinder entscheiden können, was sie damit tun. Geräte, die nicht sagen: „Du musst hier klettern!“, sondern: „Was möchtest du hier entdecken?“ Genau deshalb schätze ich Konzepte wie Spielplatzgeräte von freisport.de – sie denken den therapeutischen Mehrwert von Anfang an mit.

Wie können Eltern im Alltag therapeutisches Spiel unterstützen?

Busch: Indem sie nicht dauernd eingreifen. Ich weiß, das ist schwer. Aber Kinder brauchen das Vertrauen, dass sie selbst Lösungen finden. Wenn etwas nicht gleich klappt, ist das kein Problem – sondern Lernzeit. Gut ist, wenn Eltern beobachten: Wo bleibt mein Kind länger dran? Was meidet es? Und dann vielleicht mal anregen, aber nicht lenken.

Was war für Sie persönlich das eindrücklichste Beispiel für Spiel mit Wirkung?

Busch: Ein Junge mit selektivem Mutismus – also sprachlosem Verhalten in bestimmten Situationen. Er sprach in der Einrichtung kein Wort. Aber er spielte jeden Tag mit denselben Holzklötzen – immer das gleiche Muster, immer der gleiche Ablauf. Wir haben ihn machen lassen, nichts erklärt, nichts korrigiert. Nach Wochen begann er, ein anderes Kind in sein Spiel einzubeziehen – wortlos. Und dann kam irgendwann ein Satz. Kein Therapietermin der Welt hätte das geplant. Aber das Spiel hat’s möglich gemacht.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft kindlicher Spielräume?

Busch: Weniger Vorschriften, mehr Vertrauen. Und Orte, die Kinder ernst nehmen – in ihrer Art, die Welt zu erfassen. Spiel ist kein Luxus. Es ist eine Überlebensstrategie, gerade in einer lauten, schnellen Welt.


Räume, die Mut machen

Therapeutisches Spiel entfaltet seine volle Kraft, wenn Räume es zulassen: Räume ohne Bewertung, ohne Taktvorgaben, aber mit klarer Struktur und viel Inspiration. Das kann ein Therapieraum sein. Oder ein gut geplanter Spielplatz. Entscheidend ist nicht, wie das Gerät aussieht – sondern was es möglich macht.

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